kneule's wiking standards project

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+++ UPDATE +++ 05.12.2014 +++   Dokumentation von originalen Druckfilmen
+++ UPDATE +++ 05.12.2014 +++   Auflistung von 44 Falsifikaten der neuesten Nachdruck-Welle
+++ UPDATE +++ 12.12.2014 +++   Ergänzung zur möglichen Herkunft des frühen Nachdrucks des ARAL-Werbekartons
+++ UPDATE +++ 14.12.2014 +++   3 weitere Falsifikate der neuesten Nachdruck-Welle gelistet (nun wohl alle erfasst!)
+++ UPDATE +++ 25.01.2015 +++   Nun ist für jeden Nachdruck ein Druckschlüssel in der neuesten Nachdruck-Welle erfasst


Original-Kartons - alle original?


... und welche 3 sind echt? Die Maus ins Bild zeigt es ...

Vorgeschichte:

WIKING-Sammler erfreuen sich an schönen Modellen. Diese Freude ist noch steigerungsfähig, wenn sich die Modelle im originalen Auslieferungszustand befinden. Dazu gehört bei vielen LKW-Modellen und manchem altem Zubehör der möglichst neuwertige Einzelkarton.

Die Begehrlichkeit des Sammlers weckt bekanntermaßen auch die Kreativität von Zeitgenossen, die die potentiellen finanziellen Ressourcen des Sammlers für dieses Segment in die eigene Tasche umleiten wollen.

So tauchten ab Ende 2010 erstmals von verschiedenen Originalkartons Neudrucke auf, die recht einfach an einer dünnen, durchscheinenden Kartonqualität erkennbar waren. Das Auftauchen dieser Neudrucke war Anlass dafür, auf dieser Web-Präsenz eine Datenbank für Originalkartons zu erstellen, um möglichen Repliken die tatsächlich echten Kartons gegenüberstellen zu können: Das Gemeinschaftsprojekt Zentralregister Originalkarton, in dem verschiedene Sammler ihre Kartons archiviert haben.

Nunmehr liegen Neudrucke vor, die nicht mehr den Mangel der Kartonqualität aufweisen und damit kaum noch von den tatsächlich originalen Kartons unterscheidbar sind.

In dieser kurzen Betrachtung sollen ein paar Informationen über wirkliche Originale und Nachdrucke dargestellt werden, um dem Sammler einen Leitfaden an die Hand zu geben, was ok ist und was nicht. So kann er sich den Kartons mit einer größeren Sensibilität nähern.

Zu den Original-Kartons

Allgemeines zu Kartons

Karton ist ein aus Zellstoff, Holzschliff und Altpapier hergestellter Werkstoff, der unter anderem in Druckereien als Druckuntergrund oder in der Verpackungsindustrie zum Schutz von Packgut benutzt wird. Was den WIKING-Sammler eigentlich interessiert, ist die sogenannte Kartonage. Der Begriff kommt aus dem Bereich der Verpackungstechnik. Kartonagen werden aus stabilisierten Papiersorten (Karton oder in Verbindung mit Pappe) hergestellt. Für jede Art der Umverpackung gibt es Kartonagen in verschiedenen Stärken und Größen. Zusammengefaltet benötigt sie wenig Platz. "Karton" und "Kartonage" soll in Folgenden synonym verwandt werden. WIKING nutzte sowohl die 2-teiligen Stülpkartons und Schubladenkartons und den 1-teiligen Laschenkarton. Letzteren Typ gibt es mit Öffnungsklappen nach oben und unten oder stirnseitig nach links und rechts.


Historisches

Schon in der Vorkriegszeit gab es bereits Einzelverpackungen für WIKING-Modelle: Vornehmlich für große Schiffe - i.d.R. als Stülpkarton. Seit Ende der 40er Jahre sind auch Einzelverpackungen für die Automodelle belegt. Im Bereich der Großen Modelle war die Einzelverpackung gang und gäbe. Als Beispiel für frühe (Sortiments-)Kartons für die kleinen Modelle aus der Serie gelten:

  • LORRY WITH TRAILER (ca. 1948)
  • TROLLEY BUS AND LORRY WITH TRAILER (ca. 1948)
  • Geschenkpackung "Verkehrsstreife" mit MB 220 Polizei, Anhaltestab und Verwarnblock (1954)
Oft wurden die Kartons als Werbeträger für den Auftraggeber genutzt. Als Beispiel seien erwähnt (Bezeichungen nach Carsten Saure):
  • Büssing/1 und /2 (ca. 1955)
  • Büssing /4 (ca. 1951)
  • Büssing /5 (ca. 1953)
  • Büssing /6 (ca. 1957)
  • Büssing /7 (ca. 1958-1962)
  • Englebert/1 und 2 (ca. 1954)
  • Esso/1 und 2 (ca. 1958)
  • Hamburger Hochbahn/2 (ca. 1958)
  • Macci (ca. 1953)
  • Mercedes/5 (ca. 1963)
  • Setra (ca. 1955-1958)
  • Sinalco (ca. 1955-1960)
  • Unimog/4 (ca. 1968)

Spätestens seit 1953 wurden die Einzelkartons gemäß Druckvermerk auch von der Druckerei Rabe produziert, die dann auch die hier interessierenden Originalkartons herstellte.

In ihrer frühen Zeit wurden die Automodelle ansonsten in grauen Händlerkartons ausgeliefert, in denen dann 4, 5, 10 oder 20 Modelle Platz fanden.

1956 wurde zum ersten Mal ein 1:90 Serienmodell in wirklich großer Auflage in einem Einzelkarton verkauft: Der alte unverglaste Straßenroller. Der Grund dafür mag zum einen gewesen sein, dass es kaum zuvor ein Modell gab, das aus 4 Teilen bestand, die zusammengehalten werden wollten: Zugmaschine, Anhänger, Rampe und Bremsklotz. Zum anderen ließ so eine einzelne Verpackung den Inhalt noch mehr zu etwas Besonderem werden. Der hier verwendete Laschenkarton ist nach oben (und unten) zu öffnen.

Das Grundprinzip für das Layout der uns interessierenden Kartons mit dem typischen Auftritt in orange/weiß scheint zuerst bei einem Stülp-Karton zum Berliner Doppeldecker-Bus Büssing D2U verwendet worden zu sein. Ein nicht weiter verwendeter Entwurf dieses Kartons vom Anfang der 60er Jahre ist derzeit (2014) in der Modellwelt in Lüdenscheid zu sehen.

Die Hauptzeit der im Sammlerjargon sogenannten Originalkartons (ORK) begann im Frühjahr 1963. Einige Modelle, die zuvor im 5er Karton verkauft wurden, erhielten eine Einzelverpackung - so der Esso Supertankwagen und der D2U Doppeldecker. Nach und nach gab es für jedes größere Modell einen Originalkarton. Die Ära dieser Verpackungsart endete 1977. Danach fanden durchgehend Schachteln aus klar transparentem Kunststoff Anwendung, die früher bereits für Werbemodelle benutzt wurden.

Hoflieferant für die Originalkartons war zunächst die Berliner Druckerei Rabe. Typisch für diese Zeit war ein stilisierter Rabe im Druckvermerk (s.u.). Wohl ca. Ende der sechziger Jahre ging der Auftrag für den Druck an die Fa. Schlesener. Die weiter verwendeten Druckfilme hatten laut Aussage des ehemaligen WIKING-Geschäftsführers Herrn Hinkelmann († August 2014) zunächst weiterhin das Rabe-Emblem. Sukzessive Umgestaltungen der Vorlagen ließen dieses Emblem entfallen, so dass der letzte Rabe Anfang 1973 zu sichten ist. Schlesener druckte dann kein eigenes spezifisches Firmenlogo mehr auf die Kartons.

Das Kapitel Originalkartons wurde vor nunmehr 37 Jahren geschlossen (Stand 2014).


Beschreibung der Standards

Der typische Originalkarton zeigt links die markentypische orange Farbe als sogenannte Schmuckfarbe in umlaufender Banderole und auf der Vorderseite die Modelldarstellung, die aus den Preislisten bekannt ist. Im Bereich der Schmuckfarbe erscheinen das seinerzeitige WIKING-Logo und der Schriftzug "WIKING-Modelle" im Negativdruck. Die Bildseite wird ergänzt durch Modellbezeichnung und Modellnummer.

Um den Odem der alten Karton zu atmen, macht es Sinn, sich über die Basics für die der Zeit der Herstellung dieser Kartons im Klaren zu werden. Die Kartons wurden so produziert, wie es zu der Zeit üblich war.

Dazu gehört die Karton-Qualität. Typisch für die verwendeten Kartons war eine Kaschierung. Unter Kaschieren versteht man allgemein das Verbinden mehrerer Lagen gleicher oder verschiedener Materialien. In der Papierveredelung sind dies Papier oder Karton. So besteht ein alter WIKING-Originalkarton als sogenannter Schmuckkarton immer aus einer Lage weißem glatten, nach außen gerichteten Material und einer Lage nach innen gerichtetem, mehr oder weniger stark grob holzhaltigem Innenkarton. Man spricht hier auch von einseitig gestrichener Graupappe. Das alte Material war noch nicht mit optischen Aufhellern versehen, die wie bei den neueren Materialien im UV-Licht leuchten.

Detail-Fotos lassen die Holzsplitter in der Innenkaschierung erkennen. Diesen Holzanteil ließ die fortschreitende Entwicklung später in der Kartonherstellung überflüssig werden.


extremes Beispiel der Holzstruktur des frühen Originalkarton



Die Herstellung der Kartons erfolgte im Offsetdruck. Hierbei wird mittels dünner Druckplatten aus eloxiertem Aluminium als Informationsspeicher/Bildträger gedruckt. Die sogenannte Bebilderung der Druckformen erfolgte analog über fotografische Prozesse. Ausgangspunkt dafür waren die Druckfilme. Die Originalkartons wurden dann seinerzeit auf einer 2-Farben-Druckmaschine gedruckt. Dabei wurde im ersten Druckgang Orange gedruckt (die Farbe wurde für WIKING speziell angemischt). Im zweiten Durchgang kam Schwarz zum Einsatz für die Texte, die Modell-Abbildung und die Straßenplanszene auf der Rückseite. Da beim Offsetdruck an einer Stelle entweder ein Farbpunkt gedruckt werden kann oder nicht, und nicht gesteuert werden kann, ob wenig oder viel Farbe an einem Bildpunkt verdruckt wird, wurden die Bilder zur Darstellung verschiedener Graustufen gerastert.


Bei geringer Vergrößerung springt die Druckstruktur noch nicht so ins Auge.



Nahaufnahme: Die Rasterung ist ebenso nun gut zu erkennen wie Homogenität der Farbe Orange .





Im Folgenden soll ein Druckfilm für einen Karton für den Scania Fernlastzug mit Alupritschen vorgestellt werden. Es handelt sich hier um ein fotografisches Negativ in der Größe Din A4 und ein ebenso großes Diapositiv - dies allerdings beschnitten.


Oben zu sehen ist ein Druckfilm mit einigen Retuschen in dunkelrot und dem Vermerk "4x". Aufnahme im Auflicht. Hier die Vorderseite. Link zur Großansicht in separatem Fenster .


Hier der gleiche Druckfilm von der Rückseite. Auch hier sieht man große Flächen mit Retuschefarbe abgedeckt. Hier die Vorderseite. Link zur Großansicht in separatem Fenster .


Oben zu abgebildet ist nochmals der Negativ-Druckfilm. Hier in reinem Durchlicht ist von den Retuschen nichts mehr zusehen. Link zur Großansicht in separatem Fenster .


Das sich aus dem Negativ links ergebende Diapositiv. Link zur Großansicht in separatem Fenster .


Aus einem Druckbogen wurden dann mehrere Kartons gedruckt. Bekannt ist auch ein Druckbogen um 1972, der 5 verschiedene, nicht ausgestanzte Originalkartons enthält: Kofferlastzug WM (MB 2223), Magirus Tieflader, Thermofrost, Hanomag-Henschel Stahlpritschenzug (hintereinander) und Scania Pritschensattelzug. Dies erklärt die gleiche Druckvermerke auf verschiedenen Kartons.

Die gedruckten Bögen durchliefen dann noch durch eine Schneide-, Falz- und Klebestraße.


Typisch für die frühen Kartons ist der Öffnungsgriff, den auch schon der Vorgängerkarton für den Culemeyer hatte. Es handelt sich um eine kleine Stanzung für eine Lasche, die das Öffnen des Kartons erleichtert. Dies betrifft nur die rechte Lasche, die der Bilddarstellung zugewandt ist. Alle Kartons von 1963 bis Anfang der siebziger Jahre tragen dieses Merkmal.


Die Öffnungslasche:
Supernützlich - Superbequem - ...





Anfangs war die Farbbanderole in orange strikt vom Bildteil getrennt. Diese Kartons haben immer den Öffnungsgriff.

Zur Lockerung des Layouts wurde eine kreisförmige Durchbrechung der Farbbanderole mit inverser Farbgestaltung eingeführt. Beim oben abgebildeten Karton gibt es keinen Öffnungsgriff mehr.

Entsprechend der Änderung der Bilddarstellung der Modelle in den Preislisten von einer perspektiven Ansicht zu einer reinen Seitenansicht findet sich in den letzten Jahren diese Darstellungsform auch auf den Kartons. Die halbkreisförmige Aussparung der Banderole war wieder verschwunden. Auch der Öffnungsgriff tauchte nicht mehr auf. Und hier gleich der Hinweis auf den Umkehrschluss: Haben diese Kartons einen Öffnungsgriff, sind sie nicht original.

Skurriler weise gerät der Druck der Modelldarstellung schon mal in den orangefarbenen Bereich.




Auf der Rückseite des Kartons gibt es in einer kreisrunden Aussparung der Banderole das immer gleiche Foto einer Straßenplanszene mit Fahrradfahrer, Opel Kapitän und Flügeltürer-Mercedes der verglasten Zeit. Rechts daneben gibt es einen hübschen Werbetext - garantiert ein echter Peltzer.

Unter dem Text erschien später ein "Germany".

Noch später: "West-Berlin / Germany". Der Textblock blieb ansonsten immer der Gleiche. Bei größer werdenden Kartons wanderte er etwas nach rechts.



Die Oberseite ist die englische Seite. Sie ist bei allen ORK fast gleich. Bei den meisten Kartons findet man links oben das WM-Zeichen. Bei den ganz frühen Kartons von ca. 1963 und 1964 fehlte es noch.



Die Unterseite des Kartons war zumeist nur in orange und weiß gehalten. Auch hier wieder: die ganz frühen Kartons aus 1963 und 1964 ohne WM, alle anderen mit WM rechts oben.

Für einzelne Modelle gab es spezifische Zusatztexte - Druck z. Tl. in schwarz.





Besonderheiten der Stirnseiten:

Auf der rechten Stirnseite findet man die Modellbezeichnung, die Modell-Nummer und den Preis in schwarzem Druck. Das Design der kreisförmigen Banderolen-Durchbrechung - sofern auf der Vorderseite vorhanden - setzt sich auch auf dem orangefarbenem Band fort. Hier wieder im Negativdruck das WIKING-Emblem.



früher Karton ohne Halbkreisaussparung

mittlerer Karton mit Halbkreisaussparung

Die linke Stirnseite ist die "englische" Seite. Nur bei den ersten Kartons ist der Text noch in Deutsch. Der Textdruck ist bis auf eine Ausnahme immer in schwarz, das WIKING-Logo erscheint im Negativdruck.


Karton aus 1963 mit Text in Deutsch

Bei den allermeisten Kartons ist der Text auf dieser Seite in Englisch


Nur beim aller ersten ARAL-Karton erscheint die Modellbezeichnung im Negativdruck. Grund dafür ist die Übernahme vom bereits früher produzierten ARAL-Werbekarton in blau.


Text "ARAL-Truck" als Negativdruck (erscheint weiß)


Text "ARAL-Truck" schwarz gedruckt


Die geöffnete Lasche der rechten Seite öffnet den Blick für die inneren Laschen. Hier findet sich der für uns interessante Druckvermerk. Nach allgemeinem Konsens lassen sich die Rabe-Druckvermerke wie folgt interpretieren: Die Ziffernfolge steht für Auflage in Tausend - Druckmonat - Druckjahr. 20 4 63 würde beim Karton links also bedeuten: Auflage 20.000 Stück, gedruckt April 1963, beim Karton rechts 20 5 69: Auflage 20.000 Stück, gedruckt Mai 1969.


Druckvermerk mit Rabe ohne Rand (hier: 20 4 63)

"Printed in Germany"


Druckvermerk mit Rabe mit Rand (hier 20 [Rabe] 5 69)

"Printed in Germany"



Die Schlesener Kartons, die unter dessen Ägide neu produziert wurden, tragen keinen Raben mehr. Dafür gibt es gelegentlich die Kartonmaße in Millimetern als Orange-Druck. Die Druckvermerke haben keine Leerstellen mehr und sind 4, 5 oder 6-ziffrig. Die Interpretation des Druckvermerks beschränkt sich auf die führenden 2 Ziffern, die das Druckjahr angeben: Hier 1975 und 1973. Es gibt Hinweise darauf, dass die Folgeziffern die Auftragsnummer der Druckerei anzeigen - im Jahresverlauf ansteigend.


Druckvermerk ohne Rabe (751006)
"Printed in West-Berlin"


Druckvermerk ohne Rabe (7356)
"Printed in West-Berlin"


Die Innenlaschen in orange auf der linken Seite variieren nicht und sind somit für den Sammler nicht so interessant. Süffisanter Weise findet man hier den Nachmacher-Warnhinweis "Urheberrechtlich geschützt".


Innenlaschen der Banderolen-Seite.



Die Beschäftigung mit den Originalkartons ist sehr spannend. Für den gleichen Modelltyp gibt es auch schon mal drei verschieden große Kartons (z.B. MB 1620 Container-Sattelzug). Die Umstellung des klassischen Bestellnummern-Systems (mit einem nummerisch bezeichneten Grundtyp und einem alphanummerischem Zusatz für die Ausführung auf ein rein nummerisches System mit dreistelligen Zahlen) spiegelt sich auf den Kartons. Bemerkenswert ist, dass bei der neuen Bestell-Nummer 1974 zuerst standardmäßig das "Nr." vorangestellt wurde, man später aber darauf verzichtete. So gibt es oft für ein Modell drei verschiedene Bestellnummer-Aufdrucke (z.B. Stahlpritschen-Lastzug Hanomag-Henschel "41" "Nr. 410" und "410". Auch die Weiterentwicklung der Modelle wurde teilweise auf dem Karton nachvollzogen (z.B. Büssing D2U in offener und geschlossener Tür). Die Druckvermerke erlauben Rückschlüsse auf die Druckauflagen der Kartons und lassen Vorstellungen zu den Stückzahlen des damaligen größten Autoproduzenten der Welt entstehen: So betrug die Startauflage für den ersten Container-Sattelzug 40.000 Stück! Um diese Details zugänglich zu machen, wurden 1097 Kartons von mehreren Sammlerkollegen für diese HP gesichtet und in 36201 Datenbankfelder gebracht.

Erste Replika-Welle Ende 2010

Die Originalkartons zu replizieren hat in anderen verwandten Sammelbereichen - wie z.B. bei Corgi-Toys oder Märklin - schon lange Tradition, um damit das zunehmend begehrte vollständige Gesamt-Ensemble "Modell im Verkaufskarton" präsentieren zu können.

Mit zunehmender Qualität von Scannern und Druckern - auch für den Hausgebrauch - könnte man glauben, dass der Wunsch nach solchen Repliken leichter erfüllt wird. Jedoch wird beim Scan-Vorgang der Schwarz- und Orange-Anteil in cmyk aufgesplittet. Das heißt, dass beim Druck die orangefarbene Fläche aufgerastert ist und auch die Modell-Abbildung nicht mehr beim genauen Hinsehen dem Original entspricht. Spätestens bei Betrachtung mit der Lupe fällt das auf. Es gab dabei auch schon sehr schlechte gescannte Repliken, die beim allerersten Blick als solche zu erkennen waren.

So war die Sammlerschaft Ende 2010 überrascht, offensichtliche frische Nachdrucke in perfekter Druckqualität im Markt zu finden. Sammler berichteten, dass sie beim Öffnen einer Kartonlasche einen frisch lösungsmittelartigen Geruch wahrnahmen. Die Kartons wurden auf Börsen und auch im Internet angeboten. Sofern diese Kartons nicht gleich dreist als wirkliche Originale angeboten wurden oder der Replika-Charakter verschwiegen wurde, wurde begleitend vorgetragen, dass es sich um sogenannte Zweitauflagen aus den 80ger Jahren handeln sollte. Auch von Vorserienandrucken wurde geschrieben. Typische Beschreibungen:

"In der Auktion eine meiner original Wiking-Modellautoverpackungen. Es handelt sich um einen Andruck der Druckerei Raabe (die damals für WM druckten) der zweiten Serie (Anfang der 80er Jahre), dem Alter entsprechend wie Neu."

"Der Karton ist neuwertig aus einer Sammlung! Ich wurde von einem Sammler darauf hingewiesen, dass es offensichtlich zwei Auflagen von Wiking Kartons gibt und mein Karton aus einer Zweitauflage in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstammen sollen. WEN DAS STÖREN SOLLTE BITTE NICHT BIETEN! Wer nur einen Karton aus "Erstauflage" hat, ist hier anscheinend richtig."

Diese Geschichten sind allerdings nicht plausibel und entsprechend unglaubwürdig. Die Modelle für die neu auftauchenden Kartons - zum Teil weisen die Druckvermerke auf 1964 hin - waren in den achtziger Jahren nicht mehr verfügbar. Was sollten Kartons für nicht vorhandene Modelle? Ferner zeigten verschiedene Merkmale auf eine aktuelle Neuproduktion hin.

Um für Repliken die gewünschte Druckqualität zu erreichen, muss im traditionellen Verfahren gearbeitet werden: Dem Offsetdruck - wie oben beschrieben. Möchte man heute also ein Druckbild wie zur Zeit der alten Originale erhalten, benötigt man entweder die alten Druckplatten oder die alten Druckfilme. Laut Aussage von Herrn Hinkelmann existieren die Druckplatten nicht mehr - aber offenbar die Filme.

Die Erkenntnislage hinsichtlich der Nachdrucke ist wie folgt: Ein Händler aus Berlin ist an die Original-Druckfilme von Rabe gelangt (nach Geschäftsaufgabe von Rabe) und hat 28 verschiedene Kartons ab Ende 2010 schnell und breit in den Markt gebracht, die er in einer Druckerei seines Vertrauens hat nachproduzieren lassen. Mit dem Kartonmaterial wurde etwas herumexperimentiert - es gibt ca. betongraue und ca. hellgelbgraue Innenflächen. Die Mutmaßungen zur Auflage geben 100 bis eventuell 250 Stück an. Die Kartons dieser Nachdruckzeit sind einschichtig und haben immer eine Öffnungslasche. Belegt sind die Formate 140x50x35 mm und 170x50x35. Eine besondere Eigenschaft des Kartons: Er ist durchscheinend.




links Originalkarton: nicht durchscheinend - rechts typisch für die erste Replika-Welle: durchscheinend

Hier eine vorläufige Liste der Karton-Nachdrucke (28):

  • 41 n - MAN 10.230 Lastzug
  • 43 g - Mercedes LP 1620 Lastzug
  • 49 s - Schwergut-Tieflader mit Zugmaschine (MB 5000) - Druckvermerk Rabe 10 9 64.
  • 49 s - Schwergut-Tieflader mit Zugmaschine (MB Pullman)
  • 51 g - Gr. Sattelschlepper mit Kasten (MB Pullman) - Druckvermerk Rabe 15 11 65
  • 51 g - Großer Koffer Sattelschlepper (MAN 10.230) - Druckvermerk Rabe 14 5 67
  • 51 h - Gr. Pritschen Sattelschlepper (HS 14 ohne Plane)
  • 51 m - Magirus 235D Sattelschlepper
  • 51 r - Großer Rungen Sattelschlepper (HS 16)
  • 51 w - MAN 9186 FL mit Wechselpritsche
  • 51 b - Koffer-Sattelzug MB 2223 "WM"
  • 51 h - Pritschen-Sattelzug Hanomag-Henschel
  • 51 r - Rungensattelzug (MB Pullman)
  • 51 s - Röhren-Sattelzug Magirus 235 D
  • 52 c - Container Sattelzug "HAPAG-LLOYD" MB 1620
  • 52 g - Großraum Sattelschlepper (MB 1620) - Druckvermerk Rabe 24 9 65
  • 52 k - Tiefkühlwagen-Sattelzug
  • 52 k - Thermotransport-Sattelzug
  • 53 n - Tankzug für Chemikalien (MB Pullman) - Druckvermerk Rabe 10 10 66.
  • 53  - Scania Sattelzug, mit Kessel-Auflieger - Druckvermerk Rabe 9.11.71
  • 54  - Großer Post-Lastzug - Druckvermerk 24 [Rabe] 4 68
  • 66  - Löffel-Bagger (mit Raupen)
  • 66  - Löffel-Bagger (mit Rädern)
  • 66 k - Universal-Raupen-Kran
  • 66 m - Krupp-Ardelt-Mobilkran
  • 72 d - Berliner Doppeldeck-Bus (D2U Flugzeug-Modelle geschl. Tür) - Druckvermerk 10 3 72
  • 72 s - Büssing Senator
  • 79  - Esso-Tanksattelzug Henschel HS 16

Die auf dieser Web-Site bereits dokumentierten Karton-Nachdrucke finden Sie HIER.

Sonderfall ARAL-Karton

Ein Karton-Sonderfall ist der Karton zum 1969 in der Serie erschienenen Modell des ARAL-Tanksattelzugs mit dem Magirus 235. Ungewöhnlich - wie oben bereits angedeutet - ist es der einzige Karton, der auf der "englischen Seite" ARAL-Truck im Negativ-Druck zeigt. Dies auch nur in dessen erster Ausführung.

Mutmaßliche Genese dieser Besonderheit: Der blaue ARAL-Karton wurde VOR dem Serienkarton generiert und einen schwarzen Druck auf dem dunkelblauen Grund hätte man schlecht lesen können. So bleib die Schrift weiß. Und dieser Druckfilm wurde zwar mit Änderungen, jedoch hier identisch für den Serienkarton weiter benutzt.


Erster Serienkarton 1969


Blauer ARAL-Karton 1968. Hier kein Druck schwarz - also ohne Modellnummer.


Nochmals: Gegenüberstellung: Links im Negativdruck / rechts Druck in schwarz.


Text "ARAL-Truck" als Negativdruck (erscheint weiß)


Text "ARAL-Truck" schwarz gedruckt


Der Original-Werbekarton ("Der 15 Gramm - Karton" - s.u.)

Der ARAL Karton in ultramarin-blau ist eine wirkliche Besonderheit bei den Originalkartons. Gegenüber den Standards wurde dieser Karton nicht in orange als Schmuckfarbe gedruckt, sondern mit dem ARAL-typischen ultramarin-blau. Und er ist wirklich selten. Design-Merkmale: Farbe, Schrift: "Großer ARAL-Tankzug", Öffnungsgriff, schwere Kartonqualität.

Text-Unterschrift: "Germany".

"Sonderfertigung für ARAL" an der Unterseite.



Die Stirnseite zeigt eine Preisauszeichnung. Der Druckvermerk weist auf einen Druck in der Auflage von 10.000 Stück im Juni 1968 hin. Das ist klar vor Serienstart. Anlass zur Spekulation bietet der aufgedruckte Preis. Wie klar kenntlich gemacht, handelt es sich um eine Sonderfertigung für ARAL. Überlieferungen nach wurden die meisten Modelle an Geschäftsfreunde oder gute Kunden weitergegeben. Offenbar wurden auch Modelle in ARAL-Tankstellen verkauft. Bei der 10.000er-Auflage kann dies bei einem Tankstellennetz von damals sage und schreibe ca. 7500 Stationen (heute ca. 2400 ) keine flächendeckende Bedeutung gehabt haben.


Text "Großer ARAL Tanksattelzug" Preis 3,50


"Made in Gemany", "Printed in Germany" in ultramarin-blau, Druckvermerk 10 [Rabe] 6 68, schwarz gedruckt



Nachdruck 1 des Werbekartons ARAL ("Der 8 Gramm - Karton" - s.u.)

Nun gibt es auch den Nachdruck des ARAL-Werbekartons aus anderer früherer Produktion als der Nachdruckwelle 2010 - OHNE Öffnungslasche, innen fast weiß, nicht eingefärbt. Dieser kommt praktisch ausschließlich aus Köln-Mülheim. Diese Kartons wurden z.B. zwischen der 27. und der 41. Auktion versteigert:

  • 27. Auktion (Sommer 2006) Pos. 7020 Leerkarton --> Zuschlag 70,00 Euro
  • 28. Auktion (Herbst 2006) Pos. 7021 Leerkarton --> Zuschlag 70,00 Euro
  • 30. Auktion (Frühjahr 2007) Pos. 7050 mit einem Modell --> Zuschlag 130,00 Euro
  • 33. Auktion (Winter 2007) Pos. 7026 komplett mit Modell --> Zuschlag 210,00 Euro
  • 36. Auktion (Herbst 2008) Pos. 7007 mit einem bespielten Modell --> Zuschlag 120,00 Euro
  • 39. Auktion (Sommer 2009) Pos. 7005 Leerkarton --> Zuschlag 55,00 Euro
  • 40. Auktion (Herbst 2009) Pos. 7035 Leerkarton --> Zuschlag 55,00 Euro
  • 40. Auktion (Herbst 2009) Pos. 7036 Leerkarton --> Zuschlag 60,00 Euro
  • 41. Auktion (Winter 2009) Pos. 7002 Leerkarton --> Zuschlag 50,00 Euro

Verbrieft ist hierbei allerdings, dass einer dieser Karton aus sicherer Quelle stammt. Wenn er ca. 15 g wiegt (s.u.) ist er echt, wenn er 8 g wiegt ist es ein Nachdruck.

Auch der Autor hat in dieser Zeit einen solchen Nachdruck aus früherer Zeit dort erworben, guten Glaubens, dass es sich um ein Original handelte. Bei der aktuellen Auktion, in der wieder ein solcher Karton dabei ist, wird erstmals auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es sich um einen Nachdruck handeln könne.

Äußerlich gleicht dieser Karton 1:1 dem Original. Es wurde der originale Druckfilm verwendet. Die hellen Bereiche sind mehr cremefarben und das Ultramarin ist kräftiger. Augenfällig ist, dass der Karton deutlich dünner und leichter ist als das Original und innen deutlich heller erscheint, als alle Originalkartons.

Das Druckbild ist identisch: Auch mit "Sonderfertigung für ARAL".

Das gilt auch für die Außen- und die Innenlaschen


Text "Großer ARAL Tanksattelzug" Preis 3,50


"Made in Gemany", "Printed in Germany" in ultramarin-blau, Druckvermerk 10 [Rabe] 6 68, schwarz gedruckt



Während der alte Original-Karton die schwere Kartonqualität aufweist, hat die Kopie einen durchscheinenden Karton.


das Original - blickdicht


Nachdruck aus Köln-Mülheim: Durchscheinend. Im Durchlicht imponiert die transluzente Kartonqualität dieses Kartons.




Zur Genese dieses Nachdrucks kann nur spekuliert werden. Klar ist, dass diese Kartons nichts mit Repliken aus den Jahren ab 2010 zu tun haben, da sie schon deutlich früher am Markt verfügbar waren. Unterscheidungsmerkmal zu den neueren Nachdrucken: Der nicht vorhandene Öffnungsgriff ist für 1968 ein No-Go. Vermutlich stammen diese Kartons alle aus einer Quelle. Die Spekulationen gehen in folgende Richtung: Es gab im WIKING-Nachlass bereits nachgedruckte Kartons, oder dort wurden die Druckfilme oder - platten aufgefunden und entsprechend verwertet.


Ganz konkret gab es verbriefterweise eine Nachproduktion von Kartons der großen Modelle, die seit der 24. Auktion des Auktionshauses Saure im Herbst 2005 angeboten wurden. Dort wurden erstmals insgesamt 9 verschiedene Originalkartons für die großen Modelle von VW Käfer Limousine, VW Käfer Cabrio, Karmann-Ghia Coupé, VW T1 Achtsitzer, VW T1 Kastenwagen, VW T1 Pritschenwagen, VW T1 Krankentransporter, VW T1 Feuerlöschfahrzeug und VW T1 Achtsitzer S.M. (S.M. = Sonder Modell = Sambabus) einzeln in absolut makelloser Qualität angeboten. Alle diese Kartons weisen Druckschlüssel auf, die sie in das Jahr 1957 datieren. 8 dieser Kartone sind hier abgebildet:

Nachdem Johannes Schwörzer seine Erkenntnisse im modellmagazin 06/2006 und noch deutlicher mit Bildern im Heft 07/2007 öffentlich gemacht hatte, wurden derartige Kartons nicht mehr einzeln, sondern nur noch als Beigabe zu (mehr oder weniger) entsprechenden Modellen angeboten, bis in der 40.Auktion (Herbst 2009) plötzlich eine Position (3568) auftauchte, bei der ein kompletter Satz dieser Kartons als "um 1980 bei Wiking für eine geplante Wiederauflage nachgefertigt" angeboten wurde. Dieser Position beigefügt war eine Kopie einer Stellungnahme von Klaus-Dieter Hinkelmann zur Originalität.

Auffällig an dieser Bestätigung ist die Tatsache, dass darin von zehn nachgefertigten Kartons die Rede ist, obwohl nur 9 in der Szene der Sammler der großen Modelle bekannt und in der betreffenden Position enthalten waren. Offenbar - so sind sich gut unterrichtete Quellen einig - ist der in blau/weiß gehaltene Werbekarton zum Magirus ARAL-Tankzug der 10. nachgefertigte Karton.

So sieht ein einzelner Nachdruckkarton aus:

Frapant auffällig: Der ARAL-Karton Nachdruck aus Köln-Mülheim entspricht in Anmutung und auch Haptik den WIKING Repliken. Auch die Farbe und Konsistenz der Innenstruktur entspricht 1:1 dem ARAL-Karton.


Unten die Betrachtung des 1:40-Kartons im UV-Licht. Man beachte die granulierte Struktur der Innenpappe im UV-Licht!




Auch hier entspricht der ARAL-Karton auf das Genaueste den 1:40 Nachdrucken.



Aufgrund dieser zusammengetragenen Indizien ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass tatsächlich der oftmals in Köln-Mülheim aufgetauchte ARAL-Karton ein Nachdruck der Fa. WIKING ist - der fehlende 10. Karton.




Nachdruck 2 des Werbekartons ARAL ("Der 12 Gramm - Karton" - s.u.)

Nun könnte man glauben, dass nicht durchscheinende, ultramarin-blaue ARAL-Kartons mit Öffnungslasche original seien müssten. Aber? Weit gefehlt! Der geneigte Leser möge folgenden Karton, dem diese Attribute zuzuschreiben sind, genauer betrachten:


Bei diesem neuen Nachdruck findet man nur "ARAL-Tankzug" statt "Großer ARAL-Tankzug".


Auf der Rückseite gibt es nicht "Germany" sondern "West-Berlin / Germany".

Auf der Unterseite fehlt dann noch "Sonderfertigung für ARAL".


Offenbar wurde für diesen Nachdruck eine dem Original entsprechende Kartonqualität benutzt.


Der Karton ist blickdicht - wie das Original.



Die Besonderheiten setzen sich auf den Stirnflächen des Kartons fort:


ohne "ARAL-Tank Truck" auf der englischen Seite


ohne "Großer" vor ARAL-Tankzug, ohne Preis "3,50"


Nochmals zum Vergleich das Original:


"ARAL-Tank Truck" auf der englischen Seite


mit "Großer" vor ARAL-Tankzug, mit Preis "3,50"



Auch die Innenlaschen differieren. Links der neue Nachdruck, rechts das Original:


Replika: Ohne Druck auf der linken Lasche, ohne Druckvermerk auf der rechten Lasche.


Original: Mit Druck auf der linken Lasche, mit Druckvermerk auf der rechten Lasche.



Weitere Recherchen ergaben, dass es offenbar im Jahr 2014 eine weitere Neuproduktion von Repliken nach Original-Druckfilmen gab. In dieser Charge ist auch der ARAL-Karton dabei. Wie im Folgenden berichtet wird, existiert nun auch eine Replika des Serien-ARAL-Kartons. Dieser Karton wurde in der ersten Replika-Welle nicht nachproduziert. Der Druckfilm dieses Serien-Kartons wurde mit kleinen Veränderungen einfach für den Druck mit der Schmuckfarbe ultramarin-blau benutzt. So erklärt sich obige Variante mit "ARAL-Tankzug" statt "Großer ARAL-Tankzug" etc.

Aktuelle Repliken

Offenbar haben die Hersteller der Replika-Kartons sich die Kartonmängel der ersten Nachdruckwelle zu Herzen genommen. Aktuell gibt es nun Nachdrucke, deren Material nicht mehr durchscheint.

Als Beispiel für Kartons für Serienmodelle sei hier ein ARAL-Karton beschrieben, der in der ersten Nachdruckserie nicht mit dabei war.



rechte Stirnseite: Druck wie im Original


englische Seite: Druck wie im Original



Innenlasche: Druck wie Original





der aktuelle Nachdruck - blickdicht, mit Öffnungslasche


ein Original - blickdicht, mit Öffnungslasche



dazu im Vergleich ein typisches Exemplar aus der ersten Replikawelle: Durchscheinend, mit Öffnungslasche



Diesen ARAL-Karton als Nachdruck zu erkennen ist nicht ganz leicht. Aber ein Detail entlarvt ihn auf den ersten Blick: Dieser späte Karton aus 1974 dürfte keine Öffnungslasche mehr tragen.

Die neue Kartonqualität ist Kennzeichen der 2. Replika-Welle. Hierbei wurde die oben gelistete Karton-Palette deutlich erweitert. Zusätzlich zu den oben gelisteten Nachdrucken finden sich im aktuellen Angebot eines Berliner Händlers im großen Internet-Auktionshaus oder auf Börsen unten gelistete Kartons. Unklar bleibt die Quelle dieser Nachdrucke. Die für die erste Nachdruckwelle angenommene Herkunft der Druckfilme aus den Beständen der Druckerei Rabe kann hier nicht greifen, da klar auch Kartons aus der Schlesener-Zeit dabei sind. Rein visuell muss weiterhin von originalen Druckfilmen ausgegangen werden. Da es gegenüber den wirklich originalen Kartons einige kleine Abweichungen z.B. in der Bedruckung der Laschen o.ä. gibt, ist davon auszugehen, dass die Druckfilme zwischenzeitlich digitalisiert sind. So wären Retuschen viel einfacher möglich.


Hier ist eine vorläufige Liste der Karton-Nachdrucke der 2. Welle (47 Stück): (download als pdf: )

  • Nr. 410 - HH Stahlpritschen-Hängerzug - Druckvermerk 740910
  • Nr. 41 n - MAN 10.230 Hängerzug - Druckvermerk 8 4 71
  • 43 b - MB 1620 DB-Hängerzug - Druckvermerk 73525
  • Nr. 43 g - MB 1620 Hängerzug - Druckvermerk 5 7 72
  • 44 - HH Koffer-Hängerzug Zeitfracht - Druckvermerk 73525
  • Nr. 460 - Scania 110 Hängerzug - Druckvermerk 731015
  • Nr. 49 s - MB 5000 mit Tieflade-Anhänger - Druckvermerk 10 9 64.
  • Nr. 49 s - MB Pullman mit Tieflade-Anhänger - Druckvermerk 12 [Rabe] 3 69
  • Nr. 503 - Tiefladezug Magirus - Druckvermerk 740505
  • 51 b - MB 2223 Internationale Transporte WM - Druckvermerk 10 10 72
  • Nr. 51 g - Koffer-Sattelzug MB Pullman - Druckvermerk 15 11 65
  • Nr. 51 g - Koffer-Sattelzug MAN 10.230 - Druckvermerk 14 5 67
  • 51 h - Großer Pritschen-Sattelschlepper HS 14 ohne Plane (Stützen beweglich) - Druckvermerk 50 5 65
  • Nr. 51 h - HH Pritschen-Sattelzug - Druckvermerk 10 7 72
  • Nr. 51 m - Magirus 235 D Sattelzug - Druckvermerk 12 11 70
  • Nr. 51 r - Rungen-Sattelzug MB Pullman - Druckvermerk 15 11 65
  • Nr. 51 r - Rungen-Sattelzug HS 14 - Druckvermerk 14 5 67
  • Nr. 51 s - Magirus 235 D Sattelzug m. Röhren - Druckvermerk 7 3 72
  • Nr. 51 w - MAN 9186 FL mit Wechselaufbau - Druckvermerk 5 7 72
  • Nr. 520 - Scania 110 40ft Container Seatrain - Druckvermerk 740505
  • Nr. 520 - Scania 110 40ft Container USL - Druckvermerk 740505
  • Nr. 52 c - MB 1620 40ft Container - Druckvermerk 7356
  • Nr. 52 g - MB 1620 Großraum-Sattelzug - Druckvermerk 24 9 65
  • Nr. 52 k - Tiefkühlwagen-Sattelzug MB 1620 Inter * Frost - Druckvermerk 8 4 71
  • 52 k - MB 1620 Thermotransport - Druckvermerk 25 4 72
  • Nr. 52p - Container-Packung 1 (Beschriftung HAPAG) - Druckvermerk 18 [Rabe] 4 68
  • Nr. 52p2 - Container-Packung 2 - Druckvermerk 18 [Rabe] 5 70
  • Nr. 524 - MB 2223 Stahl-Container - Druckvermerk ohne (!)
  • Nr. 53 - Scania 110 Gas-Sattelzug - Druckvermerk 9.11.71
  • Nr. 53 n - Chemikalien-Sattelzug MB Pullman - Druckvermerk 10 10 66
  • Nr. 54 - MB 312 Post-Lastzug - Druckvermerk 24 [Rabe] 4 68
  • Nr. 580 - Auto-Transport MB 1413 m.Lüfter - Druckvermerk ohne (!)
  • Nr. 590 - DB-Straßenroller MAN - Druckvermerk 740530
  • Nr. 66 - Löffel-Bagger mit Raupen - Druckvermerk 10 7 65
  • Nr. 66 - Löffel-Bagger mit Rädern - Druckvermerk 10 1 73
  • 66 k - Universal-Raupen-Kran - Druckvermerk 50 12 62
  • Nr. 66 m - Krupp-Ardelt-Mobilkran - Druckvermerk 8 5 66
  • 67 k - Kaelble Muldenkipper - Druckvermerk ohne (!)
  • Nr. 72 d - Büssing D2U (geschlossene Tür) - Druckvermerk 10 3 72
  • 722 - Büssing D2U (geschlossene Tür) - Druckvermerk 76416
  • Nr. 72 s - Büssing Trambus - Druckvermerk 16 9 65
  • 78 - MAN 19.320 Tanksattelzug Texaco - Druckvermerk 73525
  • Nr. 79 - HS 16 Tanksattelzug ESSO - Druckvermerk 8 2 70
  • Nr. 801 - Magirus 235 D Tanksattelzug ARAL - Druckvermerk 740505
  • 801 - ARAL Tankzug (Werbekarton ultramarin) - Druckvermerk ohne (!)
  • 81 s - Shell Tankstelle - Druckvermerk ohne (!)
  • 114s - Selbstbau-Garagen-Doppelpackung - Druckvermerk ohne (!)

Aufwändig dabei sind zahlreiche neue Karton-Formate.

Folgender Nachdruck soll dem Leser nicht vorenthalten werden. Auf den ersten Blick erscheint der Karton des Auto-Transporters irgendwie fremd. Spätestens der Vergleich mit dem originalen Vorbild zeigt es: Die stilisierten Käfer in orange als Beladung fehlen! Offenbar wurde für den Orange-Druck eine Standard-Vorlage ohne die Beladung benutzt.

Oben Nachdruck - unten ein Original.


Suche nach weiteren Echtheits-Kriterien

Wie kann es gelingen, die alten originalen Original-Kartons von den neuen nachgedruckten "Originalkartons" der zweiten Welle zu unterscheiden, nachdem der Schnell-Check der Kartonqualität nicht mehr fruchtet?

Zunächst einmal macht es Sinn, einen Karton auf Plausibilität der Merkmale zu prüfen, wie z.B. die Öffnungslasche. Anhand der auf dieser HP gesammelten Details zu den Kartons kann verglichen werden, ob ein vorliegendes Exemplar mit bestimmtem Druckvermerk präzise einem dokumentierten Karton entspricht. Wahrscheinlich haben Replika-Kartons eines bestimmten Typs immer den gleiche Druckvermerk. Kartons mit Druckvermerken, die auch auf den Repliken auftauchen, sind somit primär verdächtig.

Kartongewicht


Interessant ist es, das Gewicht der Kartons zu betrachten. Einen Ausreißer nach oben macht der echte ARAL-Werbekarton. Er ist mit ca. 15,1 g der schwerste Karton. Offenbar wurde hier mit besonders schwerem Material gearbeitet. Dieses Gewicht müsste für die gesamte Charge aller produzierten originalen ARAL-Werbekartons gelten.

Die Gewichte der vorliegenden ARAL-Serienkartons variieren. Sie wiegen 11,7 g und 10,9 g .

Der frühe erste Nachdruck des ARAL-Werbekartons bringt es nur auf 8,0 g und ist damit fast nur halb so schwer wie das Original. Der zweite aktuelle Nachdruck des blauen Kartons bringt es auf 11,8 g . Nicht wirklich überraschend ist es, dass die aktuelle Nachproduktion des ARAL-Serienkartons (mit gleichem Druckfilm) genau das gleiche Gewicht hat: Auch 11,8 g .


Es ist festzustellen, dass das Gewicht kein wirkliches zusätzliches Unterscheidungsmerkmal mehr darstellt, da es bei den neuen Nachdrucken in etwa dem der Originalen entspricht und auch dort eine gewisse Streuung vorhanden war. Unter Berücksichtigung der Kartonfläche kommt man auf Kartongewichte von ca. 420 g/qm bei originalen und ca. 220 g/qm bei ersten nachgedruckten ARAL-Werbekarton, und auf ca. 320 g/qm bei den anderen Kartons.

Was die blauen ARAL-Kartons betrifft, so ist das Gewicht hier klar differentialdiagnostisch entscheidend: das Original wiegt ca. 15 g, die frühe Nachproduktion (vornehmlich in Köln-Mülheim erhältlich) wiegt ca. 8 g und die neue Nachproduktion ca. 12 g.

Fluoreszenzspektroskopie

Zur weiteren Analyse bietet sich die Fluoreszenzspektroskopie an: Man betrachtet die Objekte mit UV-Licht und kann so einen höheren Anteil an optischen Aufhellern (meist Titandioxid) im Karton demaskieren. Optische Aufheller sind typisch für moderne Papiere, waren früher jedoch nicht zu finden.


Serie, original. Geringer Aufhelleranteil.


Serie, original. Etwas mehr Aufheller innen.


Aktueller Nachdruck des Serienkartons. Starker Aufhelleranteil, gut sichtbar auch in der Innenlasche.


Werbekarton ARAL, original. Geringer Aufhelleranteil.


Werbekarton ARAL, 1. Nachdruck. Hoher Aufhelleranteil, gut sichtbar auch in der Innenlasche.


Werbekarton ARAL, 2. Nachdruck. Das an sich mit starkem Aufhelleranteil versehene Grundmaterial ist mit einer Abdeckschicht versehen. An bestoßenen oder mit dem Fingernagel etwas freigekratzten Kanten leuchtet das Material im UV-Licht.



Wie die Bilder oben zeigen, sind die Nachdrucke von den Originalen bei Betrachtung im UV-Licht gut zu unterscheiden.

Fertigungspräsizion

Ein weiteres Kriterium zeigt sich in der genauen Betrachtung der Präzision von Schnitt, Falzung und Verklebung. In den frühen Jahren war es selbstverständlich, dass die Kartons sehr genau gefertigt wurden. Im montierten Zustand war es klar, dass der umlaufende orangefarbene Streifen (Banderole) sich kontinuierlich auf der geschlossenen Lasche fortsetzte. Die Fehlertoleranzen sind bei den historischen Kartons meist gering.

Friedrich Peltzer hätte die bei den Nachdrucken auftretende Diskrepanzen ungern hingenommen.


Original: Kontinuierlich sich auch auf Lasche fortsetzende Banderole.


Neuer Nachdruck: Erheblicher Versprung nach unten der Banderole der Schließlasche zu der seitlichen Banderole.


Das trifft auch für die Werbe-Kartons zu: ARAL-Karton Original: Kontinuierliche Banderole.


ARAL-Karton neuer Nachdruck: Erheblicher Versprung nach unten der Banderole der Schließlasche zu der seitlichen Banderole.




Aktuelle Repliken fallen offenbar noch durch von den Originalien abweichende Präzision im Cut und im Verkleben auf.


Abschießende Betrachtung

Dem Sammler dabei zu helfen, über Repliken Lücken in seiner Sammlung von Modellkartons zu schließen, ist an sich eine gute Sache. Vielfach ist es Sammlern auch egal, ob sie ein nachgedrucktes oder originales Exemplar des Originalkartons haben.

In wie weit Markenrechte der Firma WIKING dabei verletzt werden, wenn nachgedruckte Kartons als WIKING-Kartons vermarktet werden, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Sicherlich sind diese Kartons nicht von WIKING produziert, veranlasst oder autorisiert. Die benutzten Originaldruckfilme sind nun auch inzwischen 37 bis 51 Jahre alt.

Es gibt auch Sammler, denen Originalität wichtig ist. Die Hinweise, dass die Nachdrucke in den 80er Jahren produziert wurden, suggerieren eine Halbauthentizität und begrenzte Charge, über der der Segen des Firmengründers Friedrich Peltzer liegt. So wird der sonst mögliche Gedanke an schnöde moderne Massenproduktion in beliebiger Stückzahl weggeblendet. Dankenswert allerdings, wenn es überhaupt einen Hinweis darauf gibt, dass es sich um einen Nachdruck handelt. Anfänglich gab es solche Hinweise überhaupt nicht, und viele Sammler haben in Unkenntnis sehr viel Geld für Repliken bezahlt. Weiterhin werden Replika-Kartons auf Börsen ahnungslosen Sammlern als Echte verkauft.

Es bleibt festzustellen, dass die Fälschungen der Kartons heute nur noch recht schwer zu erkennen sind. Das vormalige Unterscheidungsmerkmal der durchscheinenden Kartonqualität sticht nicht mehr. Neben den bekannten 28 Nachproduktionen in 2 Formaten gibt es nun auch weitere Replika-Kartons in mehreren Formaten. All das macht es für den Sammler von Originalen nicht einfacher. Er sollte sich der Materie mit dem Bewusstsein nähern, dass längst nicht alle Originalkartons auch original sind. Gewichtsabweichungen, schlechte Cuts und Verklebungen und Auffälligkeiten im UV-Licht entlarven heute noch die Repliken. Doch auch dieses können die Fälscher bei Bedarf noch optimieren.

In diesem Fall besonders würde sich der Autor über zusätzliche Erkenntnisse seitens der Leserschaft freuen, da insbesondere die zweite Replika-Welle derzeit noch viele Fragen aufwirft.


kneule, 30.11.2014



Der Autor dankt den Sammlerkollegen, die mitgeholfen haben, die vielen Informationen zusammenzutragen und die fleißig die Kartondatenbank mit Daten gefüttert haben. Gerne würde der Autor fehlende Kartons - insbesondere auch bislang nicht dokumentierte Nachdrucke - erfassen. Idealerweise durch kurze dingliche Überlassung.



Nicht alle Fälschungen lassen sich wie dieser Vorserienkarton entlarven (falsche Nummer):


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