... und welche 3 sind echt? Die Maus ins Bild zeigt es ...
Vorgeschichte:WIKING-Sammler erfreuen sich an schönen Modellen. Diese Freude ist noch steigerungsfähig, wenn sich die Modelle im originalen Auslieferungszustand befinden. Dazu gehört bei vielen LKW-Modellen und manchem altem Zubehör der möglichst neuwertige Einzelkarton. Die Begehrlichkeit des Sammlers weckt bekanntermaßen auch die Kreativität von Zeitgenossen, die die potentiellen finanziellen Ressourcen des Sammlers für dieses Segment in die eigene Tasche umleiten wollen. So tauchten ab Ende 2010 erstmals von verschiedenen Originalkartons Neudrucke auf, die recht einfach an einer dünnen, durchscheinenden Kartonqualität erkennbar waren. Das Auftauchen dieser Neudrucke war Anlass dafür, auf dieser Web-Präsenz eine Datenbank für Originalkartons zu erstellen, um möglichen Repliken die tatsächlich echten Kartons gegenüberstellen zu können: Das Gemeinschaftsprojekt Zentralregister Originalkarton, in dem verschiedene Sammler ihre Kartons archiviert haben. Nunmehr liegen Neudrucke vor, die nicht mehr den Mangel der Kartonqualität aufweisen und damit kaum noch von den tatsächlich originalen Kartons unterscheidbar sind. In dieser kurzen Betrachtung sollen ein paar Informationen über wirkliche Originale und Nachdrucke dargestellt werden, um dem Sammler einen Leitfaden an die Hand zu geben, was ok ist und was nicht. So kann er sich den Kartons mit einer größeren Sensibilität nähern. Zu den Original-Kartons
Allgemeines zu Kartons Historisches Schon in der Vorkriegszeit gab es bereits Einzelverpackungen für WIKING-Modelle: Vornehmlich für große Schiffe - i.d.R. als Stülpkarton. Seit Ende der 40er Jahre sind auch Einzelverpackungen für die Automodelle belegt. Im Bereich der Großen Modelle war die Einzelverpackung gang und gäbe. Als Beispiel für frühe (Sortiments-)Kartons für die kleinen Modelle aus der Serie gelten:
Spätestens seit 1953 wurden die Einzelkartons gemäß Druckvermerk auch von der Druckerei Rabe produziert, die dann auch die hier interessierenden Originalkartons herstellte. In ihrer frühen Zeit wurden die Automodelle ansonsten in grauen Händlerkartons ausgeliefert, in denen dann 4, 5, 10 oder 20 Modelle Platz fanden. ![]() 1956 wurde zum ersten Mal ein 1:90 Serienmodell in wirklich großer Auflage in einem Einzelkarton verkauft: Der alte unverglaste Straßenroller. Der Grund dafür mag zum einen gewesen sein, dass es kaum zuvor ein Modell gab, das aus 4 Teilen bestand, die zusammengehalten werden wollten: Zugmaschine, Anhänger, Rampe und Bremsklotz. Zum anderen ließ so eine einzelne Verpackung den Inhalt noch mehr zu etwas Besonderem werden. Der hier verwendete Laschenkarton ist nach oben (und unten) zu öffnen. Das Grundprinzip für das Layout der uns interessierenden Kartons mit dem typischen Auftritt in orange/weiß scheint zuerst bei einem Stülp-Karton zum Berliner Doppeldecker-Bus Büssing D2U verwendet worden zu sein. Ein nicht weiter verwendeter Entwurf dieses Kartons vom Anfang der 60er Jahre ist derzeit (2014) in der Modellwelt in Lüdenscheid zu sehen. |
Die Hauptzeit der im Sammlerjargon sogenannten Originalkartons (ORK) begann im Frühjahr 1963. Einige Modelle, die zuvor im 5er Karton verkauft wurden, erhielten eine Einzelverpackung - so der Esso Supertankwagen und der D2U Doppeldecker. Nach und nach gab es für jedes größere Modell einen Originalkarton. Die Ära dieser Verpackungsart endete 1977. Danach fanden durchgehend Schachteln aus klar transparentem Kunststoff Anwendung, die früher bereits für Werbemodelle benutzt wurden. Hoflieferant für die Originalkartons war zunächst die Berliner Druckerei Rabe. Typisch für diese Zeit war ein stilisierter Rabe im Druckvermerk (s.u.). Wohl ca. Ende der sechziger Jahre ging der Auftrag für den Druck an die Fa. Schlesener. Die weiter verwendeten Druckfilme hatten laut Aussage des ehemaligen WIKING-Geschäftsführers Herrn Hinkelmann († August 2014) zunächst weiterhin das Rabe-Emblem. Sukzessive Umgestaltungen der Vorlagen ließen dieses Emblem entfallen, so dass der letzte Rabe Anfang 1973 zu sichten ist. Schlesener druckte dann kein eigenes spezifisches Firmenlogo mehr auf die Kartons. Das Kapitel Originalkartons wurde vor nunmehr 37 Jahren geschlossen (Stand 2014). Beschreibung der Standards Der typische Originalkarton zeigt links die markentypische orange Farbe als sogenannte Schmuckfarbe in umlaufender Banderole und auf der Vorderseite die Modelldarstellung, die aus den Preislisten bekannt ist. Im Bereich der Schmuckfarbe erscheinen das seinerzeitige WIKING-Logo und der Schriftzug "WIKING-Modelle" im Negativdruck. Die Bildseite wird ergänzt durch Modellbezeichnung und Modellnummer. ![]() Um den Odem der alten Karton zu atmen, macht es Sinn, sich über die Basics für die der Zeit der Herstellung dieser Kartons im Klaren zu werden. Die Kartons wurden so produziert, wie es zu der Zeit üblich war. Dazu gehört die Karton-Qualität. Typisch für die verwendeten Kartons war eine Kaschierung. Unter Kaschieren versteht man allgemein das Verbinden mehrerer Lagen gleicher oder verschiedener Materialien. In der Papierveredelung sind dies Papier oder Karton. So besteht ein alter WIKING-Originalkarton als sogenannter Schmuckkarton immer aus einer Lage weißem glatten, nach außen gerichteten Material und einer Lage nach innen gerichtetem, mehr oder weniger stark grob holzhaltigem Innenkarton. Man spricht hier auch von einseitig gestrichener Graupappe. Das alte Material war noch nicht mit optischen Aufhellern versehen, die wie bei den neueren Materialien im UV-Licht leuchten. Detail-Fotos lassen die Holzsplitter in der Innenkaschierung erkennen. Diesen Holzanteil ließ die fortschreitende Entwicklung später in der Kartonherstellung überflüssig werden.
Die Herstellung der Kartons erfolgte im Offsetdruck. Hierbei wird mittels dünner Druckplatten aus eloxiertem Aluminium als Informationsspeicher/Bildträger gedruckt. Die sogenannte Bebilderung der Druckformen erfolgte analog über fotografische Prozesse. Ausgangspunkt dafür waren die Druckfilme. Die Originalkartons wurden dann seinerzeit auf einer 2-Farben-Druckmaschine gedruckt. Dabei wurde im ersten Druckgang Orange gedruckt (die Farbe wurde für WIKING speziell angemischt). Im zweiten Durchgang kam Schwarz zum Einsatz für die Texte, die Modell-Abbildung und die Straßenplanszene auf der Rückseite. Da beim Offsetdruck an einer Stelle entweder ein Farbpunkt gedruckt werden kann oder nicht, und nicht gesteuert werden kann, ob wenig oder viel Farbe an einem Bildpunkt verdruckt wird, wurden die Bilder zur Darstellung verschiedener Graustufen gerastert.
Im Folgenden soll ein Druckfilm für einen Karton für den Scania Fernlastzug mit Alupritschen vorgestellt werden. Es handelt sich hier um ein fotografisches Negativ in der Größe Din A4 und ein ebenso großes Diapositiv - dies allerdings beschnitten. Aus einem Druckbogen wurden dann mehrere Kartons gedruckt. Bekannt ist auch ein Druckbogen um 1972, der 5 verschiedene, nicht ausgestanzte Originalkartons enthält: Kofferlastzug WM (MB 2223), Magirus Tieflader, Thermofrost, Hanomag-Henschel Stahlpritschenzug (hintereinander) und Scania Pritschensattelzug. Dies erklärt die gleiche Druckvermerke auf verschiedenen Kartons. Die gedruckten Bögen durchliefen dann noch durch eine Schneide-, Falz- und Klebestraße. Typisch für die frühen Kartons ist der Öffnungsgriff, den auch schon der Vorgängerkarton für den Culemeyer hatte. Es handelt sich um eine kleine Stanzung für eine Lasche, die das Öffnen des Kartons erleichtert. Dies betrifft nur die rechte Lasche, die der Bilddarstellung zugewandt ist. Alle Kartons von 1963 bis Anfang der siebziger Jahre tragen dieses Merkmal.
![]() Anfangs war die Farbbanderole in orange strikt vom Bildteil getrennt. Diese Kartons haben immer den Öffnungsgriff. ![]() Zur Lockerung des Layouts wurde eine kreisförmige Durchbrechung der Farbbanderole mit inverser Farbgestaltung eingeführt. Beim oben abgebildeten Karton gibt es keinen Öffnungsgriff mehr. ![]() Entsprechend der Änderung der Bilddarstellung der Modelle in den Preislisten von einer perspektiven Ansicht zu einer reinen Seitenansicht findet sich in den letzten Jahren diese Darstellungsform auch auf den Kartons. Die halbkreisförmige Aussparung der Banderole war wieder verschwunden. Auch der Öffnungsgriff tauchte nicht mehr auf. Und hier gleich der Hinweis auf den Umkehrschluss: Haben diese Kartons einen Öffnungsgriff, sind sie nicht original. ![]() Skurriler weise gerät der Druck der Modelldarstellung schon mal in den orangefarbenen Bereich. ![]() Auf der Rückseite des Kartons gibt es in einer kreisrunden Aussparung der Banderole das immer gleiche Foto einer Straßenplanszene mit Fahrradfahrer, Opel Kapitän und Flügeltürer-Mercedes der verglasten Zeit. Rechts daneben gibt es einen hübschen Werbetext - garantiert ein echter Peltzer. ![]() Unter dem Text erschien später ein "Germany". ![]() Noch später: "West-Berlin / Germany". Der Textblock blieb ansonsten immer der Gleiche. Bei größer werdenden Kartons wanderte er etwas nach rechts. ![]() ![]() Die Oberseite ist die englische Seite. Sie ist bei allen ORK fast gleich. Bei den meisten Kartons findet man links oben das WM-Zeichen. Bei den ganz frühen Kartons von ca. 1963 und 1964 fehlte es noch. ![]() ![]() Die Unterseite des Kartons war zumeist nur in orange und weiß gehalten. Auch hier wieder: die ganz frühen Kartons aus 1963 und 1964 ohne WM, alle anderen mit WM rechts oben. ![]() ![]() Für einzelne Modelle gab es spezifische Zusatztexte - Druck z. Tl. in schwarz. Besonderheiten der Stirnseiten: Auf der rechten Stirnseite findet man die Modellbezeichnung, die Modell-Nummer und den Preis in schwarzem Druck. Das Design der kreisförmigen Banderolen-Durchbrechung - sofern auf der Vorderseite vorhanden - setzt sich auch auf dem orangefarbenem Band fort. Hier wieder im Negativdruck das WIKING-Emblem.
Die linke Stirnseite ist die "englische" Seite. Nur bei den ersten Kartons ist der Text noch in Deutsch. Der Textdruck ist bis auf eine Ausnahme immer in schwarz, das WIKING-Logo erscheint im Negativdruck.
Nur beim aller ersten ARAL-Karton erscheint die Modellbezeichnung im Negativdruck. Grund dafür ist die Übernahme vom bereits früher produzierten ARAL-Werbekarton in blau.
Die geöffnete Lasche der rechten Seite öffnet den Blick für die inneren Laschen. Hier findet sich der für uns interessante Druckvermerk. Nach allgemeinem Konsens lassen sich die Rabe-Druckvermerke wie folgt interpretieren: Die Ziffernfolge steht für Auflage in Tausend - Druckmonat - Druckjahr. 20 4 63 würde beim Karton links also bedeuten: Auflage 20.000 Stück, gedruckt April 1963, beim Karton rechts 20 5 69: Auflage 20.000 Stück, gedruckt Mai 1969.
Die Schlesener Kartons, die unter dessen Ägide neu produziert wurden, tragen keinen Raben mehr. Dafür gibt es gelegentlich die Kartonmaße in Millimetern als Orange-Druck. Die Druckvermerke haben keine Leerstellen mehr und sind 4, 5 oder 6-ziffrig. Die Interpretation des Druckvermerks beschränkt sich auf die führenden 2 Ziffern, die das Druckjahr angeben: Hier 1975 und 1973. Es gibt Hinweise darauf, dass die Folgeziffern die Auftragsnummer der Druckerei anzeigen - im Jahresverlauf ansteigend.
Die Innenlaschen in orange auf der linken Seite variieren nicht und sind somit für den Sammler nicht so interessant. Süffisanter Weise findet man hier den Nachmacher-Warnhinweis "Urheberrechtlich geschützt".
Die Beschäftigung mit den Originalkartons ist sehr spannend. Für den gleichen Modelltyp gibt es auch schon mal drei verschieden große Kartons (z.B. MB 1620 Container-Sattelzug). Die Umstellung des klassischen Bestellnummern-Systems (mit einem nummerisch bezeichneten Grundtyp und einem alphanummerischem Zusatz für die Ausführung auf ein rein nummerisches System mit dreistelligen Zahlen) spiegelt sich auf den Kartons. Bemerkenswert ist, dass bei der neuen Bestell-Nummer 1974 zuerst standardmäßig das "Nr." vorangestellt wurde, man später aber darauf verzichtete. So gibt es oft für ein Modell drei verschiedene Bestellnummer-Aufdrucke (z.B. Stahlpritschen-Lastzug Hanomag-Henschel "41" "Nr. 410" und "410". Auch die Weiterentwicklung der Modelle wurde teilweise auf dem Karton nachvollzogen (z.B. Büssing D2U in offener und geschlossener Tür). Die Druckvermerke erlauben Rückschlüsse auf die Druckauflagen der Kartons und lassen Vorstellungen zu den Stückzahlen des damaligen größten Autoproduzenten der Welt entstehen: So betrug die Startauflage für den ersten Container-Sattelzug 40.000 Stück! Um diese Details zugänglich zu machen, wurden 1096 Kartons von mehreren Sammlerkollegen für diese HP gesichtet und in 36168 Datenbankfelder gebracht. Erste Replika-Welle Ende 2010Die Originalkartons zu replizieren hat in anderen verwandten Sammelbereichen - wie z.B. bei Corgi-Toys oder Märklin - schon lange Tradition, um damit das zunehmend begehrte vollständige Gesamt-Ensemble "Modell im Verkaufskarton" präsentieren zu können. Mit zunehmender Qualität von Scannern und Druckern - auch für den Hausgebrauch - könnte man glauben, dass der Wunsch nach solchen Repliken leichter erfüllt wird. Jedoch wird beim Scan-Vorgang der Schwarz- und Orange-Anteil in cmyk aufgesplittet. Das heißt, dass beim Druck die orangefarbene Fläche aufgerastert ist und auch die Modell-Abbildung nicht mehr beim genauen Hinsehen dem Original entspricht. Spätestens bei Betrachtung mit der Lupe fällt das auf. Es gab dabei auch schon sehr schlechte gescannte Repliken, die beim allerersten Blick als solche zu erkennen waren.
So war die Sammlerschaft Ende 2010 überrascht, offensichtliche frische Nachdrucke in perfekter Druckqualität im Markt zu finden. Sammler berichteten, dass sie beim Öffnen einer Kartonlasche einen frisch lösungsmittelartigen Geruch wahrnahmen. Die Kartons wurden auf Börsen und auch im Internet angeboten. Sofern diese Kartons nicht gleich dreist als wirkliche Originale angeboten wurden oder der Replika-Charakter verschwiegen wurde, wurde begleitend vorgetragen, dass es sich um sogenannte Zweitauflagen aus den 80ger Jahren handeln sollte. Auch von Vorserienandrucken wurde geschrieben. Typische Beschreibungen: Diese Geschichten sind allerdings nicht plausibel und entsprechend unglaubwürdig. Die Modelle für die neu auftauchenden Kartons - zum Teil weisen die Druckvermerke auf 1964 hin - waren in den achtziger Jahren nicht mehr verfügbar. Was sollten Kartons für nicht vorhandene Modelle? Ferner zeigten verschiedene Merkmale auf eine aktuelle Neuproduktion hin.
Um für Repliken die gewünschte Druckqualität zu erreichen, muss im traditionellen Verfahren gearbeitet werden: Dem Offsetdruck - wie oben beschrieben. Möchte man heute also ein Druckbild wie zur Zeit der alten Originale erhalten, benötigt man entweder die alten Druckplatten oder die alten Druckfilme. Laut Aussage von Herrn Hinkelmann existieren die Druckplatten nicht mehr - aber offenbar die Filme. ![]() links Originalkarton: nicht durchscheinend - rechts typisch für die erste Replika-Welle: durchscheinend Hier eine vorläufige Liste der Karton-Nachdrucke (28):
Die auf dieser Web-Site bereits dokumentierten Karton-Nachdrucke finden Sie HIER. Sonderfall ARAL-KartonEin Karton-Sonderfall ist der Karton zum 1969 in der Serie erschienenen Modell des ARAL-Tanksattelzugs mit dem Magirus 235. Ungewöhnlich - wie oben bereits angedeutet - ist es der einzige Karton, der auf der "englischen Seite" ARAL-Truck im Negativ-Druck zeigt. Dies auch nur in dessen erster Ausführung. Mutmaßliche Genese dieser Besonderheit: Der blaue ARAL-Karton wurde VOR dem Serienkarton generiert und einen schwarzen Druck auf dem dunkelblauen Grund hätte man schlecht lesen können. So bleib die Schrift weiß. Und dieser Druckfilm wurde zwar mit Änderungen, jedoch hier identisch für den Serienkarton weiter benutzt.
Nochmals: Gegenüberstellung: Links im Negativdruck / rechts Druck in schwarz.
Der Original-Werbekarton ("Der 15 Gramm - Karton" - s.u.) Der ARAL Karton in ultramarin-blau ist eine wirkliche Besonderheit bei den Originalkartons. Gegenüber den Standards wurde dieser Karton nicht in orange als Schmuckfarbe gedruckt, sondern mit dem ARAL-typischen ultramarin-blau. Und er ist wirklich selten. Design-Merkmale: Farbe, Schrift: "Großer ARAL-Tankzug", Öffnungsgriff, schwere Kartonqualität. ![]() Text-Unterschrift: "Germany". ![]() "Sonderfertigung für ARAL" an der Unterseite. ![]() Die Stirnseite zeigt eine Preisauszeichnung. Der Druckvermerk weist auf einen Druck in der Auflage von 10.000 Stück im Juni 1968 hin. Das ist klar vor Serienstart. Anlass zur Spekulation bietet der aufgedruckte Preis. Wie klar kenntlich gemacht, handelt es sich um eine Sonderfertigung für ARAL. Überlieferungen nach wurden die meisten Modelle an Geschäftsfreunde oder gute Kunden weitergegeben. Offenbar wurden auch Modelle in ARAL-Tankstellen verkauft. Bei der 10.000er-Auflage kann dies bei einem Tankstellennetz von damals sage und schreibe ca. 7500 Stationen
Nachdruck 1 des Werbekartons ARAL ("Der 8 Gramm - Karton" - s.u.) Nun gibt es auch den Nachdruck des ARAL-Werbekartons aus anderer früherer Produktion als der Nachdruckwelle 2010 - OHNE Öffnungslasche, innen fast weiß, nicht eingefärbt. Dieser kommt praktisch ausschließlich aus Köln-Mülheim. Diese Kartons wurden z.B. zwischen der 27. und der 41. Auktion versteigert:
Verbrieft ist hierbei allerdings, dass einer dieser Karton aus sicherer Quelle stammt. Wenn er ca. 15 g wiegt (s.u.) ist er echt, wenn er 8 g wiegt ist es ein Nachdruck. Auch der Autor hat in dieser Zeit einen solchen Nachdruck aus früherer Zeit dort erworben, guten Glaubens, dass es sich um ein Original handelte. Bei der aktuellen Auktion, in der wieder ein solcher Karton dabei ist, wird erstmals auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es sich um einen Nachdruck handeln könne. Äußerlich gleicht dieser Karton 1:1 dem Original. Es wurde der originale Druckfilm verwendet. Die hellen Bereiche sind mehr cremefarben und das Ultramarin ist kräftiger. Augenfällig ist, dass der Karton deutlich dünner und leichter ist als das Original und innen deutlich heller erscheint, als alle Originalkartons. ![]() Das Druckbild ist identisch: Auch mit "Sonderfertigung für ARAL". ![]() Das gilt auch für die Außen- und die Innenlaschen
Während der alte Original-Karton die schwere Kartonqualität aufweist, hat die Kopie einen durchscheinenden Karton.
Zur Genese dieses Nachdrucks kann nur spekuliert werden. Klar ist, dass diese Kartons nichts mit Repliken aus den Jahren ab 2010 zu tun haben, da sie schon deutlich früher am Markt verfügbar waren. Unterscheidungsmerkmal zu den neueren Nachdrucken: Der nicht vorhandene Öffnungsgriff ist für 1968 ein No-Go. Vermutlich stammen diese Kartons alle aus einer Quelle. Die Spekulationen gehen in folgende Richtung: Es gab im WIKING-Nachlass bereits nachgedruckte Kartons, oder dort wurden die Druckfilme oder - platten aufgefunden und entsprechend verwertet.
![]() Auffällig an dieser Bestätigung ist die Tatsache, dass darin von zehn nachgefertigten Kartons die Rede ist, obwohl nur 9 in der Szene der Sammler der großen Modelle bekannt und in der betreffenden Position enthalten waren. Offenbar - so sind sich gut unterrichtete Quellen einig - ist der in blau/weiß gehaltene Werbekarton zum Magirus ARAL-Tankzug der 10. nachgefertigte Karton. So sieht ein einzelner Nachdruckkarton aus: ![]() Frapant auffällig: Der ARAL-Karton Nachdruck aus Köln-Mülheim entspricht in Anmutung und auch Haptik den WIKING Repliken. Auch die Farbe und Konsistenz der Innenstruktur entspricht 1:1 dem ARAL-Karton. ![]() ![]()
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Nachdruck 2 des Werbekartons ARAL ("Der 12 Gramm - Karton" - s.u.) Nun könnte man glauben, dass nicht durchscheinende, ultramarin-blaue ARAL-Kartons mit Öffnungslasche original seien müssten. Aber? Weit gefehlt! Der geneigte Leser möge folgenden Karton, dem diese Attribute zuzuschreiben sind, genauer betrachten: ![]() Bei diesem neuen Nachdruck findet man nur "ARAL-Tankzug" statt "Großer ARAL-Tankzug". ![]() Auf der Rückseite gibt es nicht "Germany" sondern "West-Berlin / Germany". ![]() Auf der Unterseite fehlt dann noch "Sonderfertigung für ARAL". Offenbar wurde für diesen Nachdruck eine dem Original entsprechende Kartonqualität benutzt.
Die Besonderheiten setzen sich auf den Stirnflächen des Kartons fort:
Nochmals zum Vergleich das Original:
Auch die Innenlaschen differieren. Links der neue Nachdruck, rechts das Original:
Weitere Recherchen ergaben, dass es offenbar im Jahr 2014 eine weitere Neuproduktion von Repliken nach Original-Druckfilmen gab. In dieser Charge ist auch der ARAL-Karton dabei. Wie im Folgenden berichtet wird, existiert nun auch eine Replika des Serien-ARAL-Kartons. Dieser Karton wurde in der ersten Replika-Welle nicht nachproduziert. Der Druckfilm dieses Serien-Kartons wurde mit kleinen Veränderungen einfach für den Druck mit der Schmuckfarbe ultramarin-blau benutzt. So erklärt sich obige Variante mit "ARAL-Tankzug" statt "Großer ARAL-Tankzug" etc. Aktuelle ReplikenOffenbar haben die Hersteller der Replika-Kartons sich die Kartonmängel der ersten Nachdruckwelle zu Herzen genommen. Aktuell gibt es nun Nachdrucke, deren Material nicht mehr durchscheint. Als Beispiel für Kartons für Serienmodelle sei hier ein ARAL-Karton beschrieben, der in der ersten Nachdruckserie nicht mit dabei war. ![]()
Diesen ARAL-Karton als Nachdruck zu erkennen ist nicht ganz leicht. Aber ein Detail entlarvt ihn auf den ersten Blick: Dieser späte Karton aus 1974 dürfte keine Öffnungslasche mehr tragen. Die neue Kartonqualität ist Kennzeichen der 2. Replika-Welle. Hierbei wurde die oben gelistete Karton-Palette deutlich erweitert. Zusätzlich zu den oben gelisteten Nachdrucken finden sich im aktuellen Angebot eines Berliner Händlers im großen Internet-Auktionshaus oder auf Börsen unten gelistete Kartons. Unklar bleibt die Quelle dieser Nachdrucke. Die für die erste Nachdruckwelle angenommene Herkunft der Druckfilme aus den Beständen der Druckerei Rabe kann hier nicht greifen, da klar auch Kartons aus der Schlesener-Zeit dabei sind. Rein visuell muss weiterhin von originalen Druckfilmen ausgegangen werden. Da es gegenüber den wirklich originalen Kartons einige kleine Abweichungen z.B. in der Bedruckung der Laschen o.ä. gibt, ist davon auszugehen, dass die Druckfilme zwischenzeitlich digitalisiert sind. So wären Retuschen viel einfacher möglich. Hier ist eine vorläufige Liste der Karton-Nachdrucke der 2. Welle (47 Stück): (download als pdf:
Aufwändig dabei sind zahlreiche neue Karton-Formate. Folgender Nachdruck soll dem Leser nicht vorenthalten werden. Auf den ersten Blick erscheint der Karton des Auto-Transporters irgendwie fremd. Spätestens der Vergleich mit dem originalen Vorbild zeigt es: Die stilisierten Käfer in orange als Beladung fehlen! Offenbar wurde für den Orange-Druck eine Standard-Vorlage ohne die Beladung benutzt. ![]() ![]() Oben Nachdruck - unten ein Original. Suche nach weiteren Echtheits-KriterienWie kann es gelingen, die alten originalen Original-Kartons von den neuen nachgedruckten "Originalkartons" der zweiten Welle zu unterscheiden, nachdem der Schnell-Check der Kartonqualität nicht mehr fruchtet? Zunächst einmal macht es Sinn, einen Karton auf Plausibilität der Merkmale zu prüfen, wie z.B. die Öffnungslasche. Anhand der auf dieser HP gesammelten Details zu den Kartons kann verglichen werden, ob ein vorliegendes Exemplar mit bestimmtem Druckvermerk präzise einem dokumentierten Karton entspricht. Wahrscheinlich haben Replika-Kartons eines bestimmten Typs immer den gleiche Druckvermerk. Kartons mit Druckvermerken, die auch auf den Repliken auftauchen, sind somit primär verdächtig. KartongewichtEs ist festzustellen, dass das Gewicht kein wirkliches zusätzliches Unterscheidungsmerkmal mehr darstellt, da es bei den neuen Nachdrucken in etwa dem der Originalen entspricht und auch dort eine gewisse Streuung vorhanden war. Unter Berücksichtigung der Kartonfläche kommt man auf Kartongewichte von ca. 420 g/qm bei originalen und ca. 220 g/qm bei ersten nachgedruckten ARAL-Werbekarton, und auf ca. 320 g/qm bei den anderen Kartons. Was die blauen ARAL-Kartons betrifft, so ist das Gewicht hier klar differentialdiagnostisch entscheidend: das Original wiegt ca. 15 g, die frühe Nachproduktion (vornehmlich in Köln-Mülheim erhältlich) wiegt ca. 8 g und die neue Nachproduktion ca. 12 g. FluoreszenzspektroskopieZur weiteren Analyse bietet sich die Fluoreszenzspektroskopie an: Man betrachtet die Objekte mit UV-Licht und kann so einen höheren Anteil an optischen Aufhellern (meist Titandioxid) im Karton demaskieren. Optische Aufheller sind typisch für moderne Papiere, waren früher jedoch nicht zu finden.
Wie die Bilder oben zeigen, sind die Nachdrucke von den Originalen bei Betrachtung im UV-Licht gut zu unterscheiden. FertigungspräsizionEin weiteres Kriterium zeigt sich in der genauen Betrachtung der Präzision von Schnitt, Falzung und Verklebung. In den frühen Jahren war es selbstverständlich, dass die Kartons sehr genau gefertigt wurden. Im montierten Zustand war es klar, dass der umlaufende orangefarbene Streifen (Banderole) sich kontinuierlich auf der geschlossenen Lasche fortsetzte. Die Fehlertoleranzen sind bei den historischen Kartons meist gering. Friedrich Peltzer hätte die bei den Nachdrucken auftretende Diskrepanzen ungern hingenommen.
Aktuelle Repliken fallen offenbar noch durch von den Originalien abweichende Präzision im Cut und im Verkleben auf. Abschießende BetrachtungDem Sammler dabei zu helfen, über Repliken Lücken in seiner Sammlung von Modellkartons zu schließen, ist an sich eine gute Sache. Vielfach ist es Sammlern auch egal, ob sie ein nachgedrucktes oder originales Exemplar des Originalkartons haben. In wie weit Markenrechte der Firma WIKING dabei verletzt werden, wenn nachgedruckte Kartons als WIKING-Kartons vermarktet werden, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Sicherlich sind diese Kartons nicht von WIKING produziert, veranlasst oder autorisiert. Die benutzten Originaldruckfilme sind nun auch inzwischen 37 bis 51 Jahre alt. Es gibt auch Sammler, denen Originalität wichtig ist. Die Hinweise, dass die Nachdrucke in den 80er Jahren produziert wurden, suggerieren eine Halbauthentizität und begrenzte Charge, über der der Segen des Firmengründers Friedrich Peltzer liegt. So wird der sonst mögliche Gedanke an schnöde moderne Massenproduktion in beliebiger Stückzahl weggeblendet. Dankenswert allerdings, wenn es überhaupt einen Hinweis darauf gibt, dass es sich um einen Nachdruck handelt. Anfänglich gab es solche Hinweise überhaupt nicht, und viele Sammler haben in Unkenntnis sehr viel Geld für Repliken bezahlt. Weiterhin werden Replika-Kartons auf Börsen ahnungslosen Sammlern als Echte verkauft. Es bleibt festzustellen, dass die Fälschungen der Kartons heute nur noch recht schwer zu erkennen sind. Das vormalige Unterscheidungsmerkmal der durchscheinenden Kartonqualität sticht nicht mehr. Neben den bekannten 28 Nachproduktionen in 2 Formaten gibt es nun auch weitere Replika-Kartons in mehreren Formaten. All das macht es für den Sammler von Originalen nicht einfacher. Er sollte sich der Materie mit dem Bewusstsein nähern, dass längst nicht alle Originalkartons auch original sind. Gewichtsabweichungen, schlechte Cuts und Verklebungen und Auffälligkeiten im UV-Licht entlarven heute noch die Repliken. Doch auch dieses können die Fälscher bei Bedarf noch optimieren. In diesem Fall besonders würde sich der Autor über zusätzliche Erkenntnisse seitens der Leserschaft freuen, da insbesondere die zweite Replika-Welle derzeit noch viele Fragen aufwirft. kneule, 30.11.2014 ![]() Der Autor dankt den Sammlerkollegen, die mitgeholfen haben, die vielen Informationen zusammenzutragen und die fleißig die Kartondatenbank mit Daten gefüttert haben. Gerne würde der Autor fehlende Kartons - insbesondere auch bislang nicht dokumentierte Nachdrucke - erfassen. Idealerweise durch kurze dingliche Überlassung. Nicht alle Fälschungen lassen sich wie dieser Vorserienkarton entlarven (falsche Nummer): ![]() |