Trecker Typ 1 und Typ 2:
![]() Traurig, aber wahr: Alle Modelle auf dem Bild oben sind Fälschungen. Nachdem auf dieser Web-Seite bereits Plagiate von sehr frühen Modellen wie Matador-Drahtachsern, Figurengruppen und Kutschern beschrieben wurden, sind nun in größerer Anzahl Nachgüsse von frühen Traktoren aufgetaucht. An dieser Stelle soll wiederum das Bewusstsein geschärft werden, dass nicht alles, was skurril ist, auch echt sein muss, und es sollen Unterscheidungsmerkmale zu alten Originalen herausgearbeitet werden. Vorgeschichte:Im Rahmen einer Sammlungs-Einlieferung in das Kölner Auktionshaus Saure für WIKING-Modelle sind bei einer großen Traktoren-Sammlung neben zahlreichen originalen WIKING Drahtachser-Traktoren auch rund 85 Wiking-Plagiate dabei gewesen. Ganz offensichtlich handelt es sich um Nachgüsse, die nicht als solche gekennzeichnet sind. Sie stammen aus dem Nachlass eines Sammlers, der sie wohl aus fremder Hand erworben hat, wahrscheinlich in Unkenntnis der Nicht-Originalität. Leider hat der Sohn des verstorbenen Sammlers keine Informationen über die Herkunft dieser Modelle. Dass sein Vater sie selbst hergestellt habe, schließt er aber aus ("zwei linke Hände"). Exemplarisch soll hier ein Teil dieser Plagiate vorgestellt und beschrieben werden. Objekte:Betroffen ist zum einen der Trecker Typ 1. Dieses Modell gibt es in 3 Varianten. Hier gibt es unterschiedliche Versionen des Rückens des Maschinenführers: gerade (früh) und gerundet (spät), und verschiedene Versionen des Zughakens, der zunächst aus Draht bestand, der heiß in den Kunststoff eingelassen wurde, und später als Teil der Form in Kunststoff ausgeprägt war (integriert). Die vorliegenden Plagiate bei dem Drahtachser-Trecker entsprechen den Varianten nach dem Handbuch von Herrn Saure 488/2 (Rücken gerundet, Zughaken Draht) und 488/3 (Rücken gerundet, Zughaken integriert). Zum anderen liegen Plagiate des Treckers Typ 2 vor - nach dem Handbuch von Herrn Saure 489 (nach dem Gelben Katalog "Trecker breite Haube"). Die Karosserie dieses Modells besteht aus drei Teilen: dem Rumpf mit Motor, Lenkrad, Chassis und Achshalterungen, dem Bauteil mit den großen Kotflügeln und dem Schornstein. Nachgemacht wurde bei diesem Modell nur der Rumpf und der Schornstein. Die Kotflügel, Räder und Achsen sowie der Fahrer (bis auf eine Ausnahme) stammen von originalen Modellen. Die Modelle im einzelnen:Die hier vorliegenden plagiatierten Modelle sollen in der Folge bildmäßig dargestellt werden. Sie lassen sich in 4 Gruppen einteilen, die auf 4 kopierte Originale zurückzuführen sind. Ein Klick auf das Bild in der Liste führt einer Großdarstellunges des Bildes. (1) Trecker Typ 1 Rücken gerundet, Zuhaken Draht, Radstand kurz![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. creme, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) helles rotbraun, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) dunkles leuchtviolett, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) blassbraun, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) mattes helles cremeweiß, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. dunkelbasaltgrau, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) rot, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) rot, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. beige, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. blasses senfgelb, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) schwarz, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. helladriablau, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) mattes weinrot, ZH Draht (2) Trecker Typ 1 Rücken gerundet, Zuhaken Draht, Radstand lang![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. creme, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) dunkles olivgrün, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. creme mit blauen Einschlüssen, ZH Draht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. zinkgelb, ZH Draht (3)
Trecker Typ 1 Rücken gerundet, Zuhaken integriert
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. helladriablau, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. platingrau, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. orangegelb, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. cremeweiß, rot meliert, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) dunkles schilfgrün, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. dunkelgrün, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. creme, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. dunkelbasaltgrau, ZH integriert ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, feste Achsen FAKE (!) ca. helles azurblau, ZH integriert (4) Trecker Typ 2![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, breite Haube FAKE (!), Korpus dunkelultramarin, Kotflügel basaltgrau ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, breite Haube FAKE (!), Korpus silbern, Kotflügel grün ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Trecker, breite Haube FAKE (!), Korpus dunkles leuchtviolett, Kotflügel platingrau Originale ./. PlagiateAllgemeine Bemerkungen zu NachgüssenGrundsätzliche Hinweise zu Nachgüssen sind bereits auf dieser HP in einer Veröffentlichung zu Kopien von u.a. einer Figurengruppe notiert. Bei den alten Originalen wurden innen polierte Formen aus Metall benutzt - anfangs aus Messing und später aus Stahl. In diese Formen wurde durch Erhitzen verflüssigtes thermoplastisches Kunststoffmaterial mit Hochdruck eingespritzt. Die Schmelze kühlt dann in der Form ab und erstarrt bei Erreichen des Gefrierpunktes (weitere Informationen zum Spritzgießen findet man bei Wikipedia). Die Herstellung der Metallformen macht beim Spritzgussverfahren den größten Aufwand aus.
Bei diesem Kopierverfahren treten systemimmanent folgende Probleme auf:
Auffälligkeiten der PlagiateMaterialdefizite (Luftblasen) und Materialüberschüsse (Materialblasen)Oben genannte systemimmantente Auffälligkeiten sind immer schlagende und entlarvende Knock-out-Unterscheidungsmerksmale zu den alten Originalen. Um sie erkennen zu können, muss man sich den Objekten allerdings schon mit einer recht starken Vergrößerung nähern. Unbekannte FarbenSicher faszinierend ist die Farbenpalette der vorliegenden Objekte. Denkbar sind natürlich bis dato unbekannte Farben, jedoch sollte man bei Farbexoten - zumal der Räder - kritisch sein. AchsenBei allen vorliegenden Drahtachser-Plagiaten, bis auf einen, sind die Achsen nur 0,7 mm stark, anstatt 0,8 mm wie beim Original. Es wurde hier ein bleitoter schwarzer Draht benutzt, der gegenüber leichtem Anbiegen keinen Widerstand leistet und in der hingebogenen Position verbleibt. Die originalen Achsen sind silber. Sowohl bei dem Original als auch beim Plagiat sind die Achsen ferromagnetisch. Dies stellt also kein Unterscheidungsmerkmal dar. Bei einem Modell wurde ein nicht ferromagnetischer Draht als Zuhaken eingesetzt (wahrscheinlich Messing). Bei den Plagiaten des Treckers Typ 2 wurden originale Räder und Achsen benutzt. Unwucht der RäderBei vielen vorliegenden Drahtachser-Plagiaten sind auch die Räder Plagiate. Dabei stellt sich die gar nicht so einfach zu lösende Aufgabe, die Zentralbohrung für die Achsen rotationssymmetrisch zentral einzubringen, da eine Abformung der maximal 0,9 mm starken Aufnahme für die Achsen zum Scheitern verurteilt ist. Und wie zu erwarten, ist der Lauf der Räder beim Schieben deutlich suboptimal und weit von der damaligen Präzision entfernt: Die Räder laufen mit einer deutlichen Unwucht zum Missempfinden des Bauern, der beim Fahren heftig auf seinem Sitz auf und ab hüpfen wird. Bei den Plagiaten des Treckers Typ 2 wurden originale Räder und Achsen benutzt - das Problem tritt hier nicht auf. Weiterhin birgt das Einbringen einer gewünscht zentralen Bohrung bei Verwendung einer geringeren Achsstärke (> -10%) das Problem, dass die Räder "eiern", d.h. die Räder haben extrem viel Spiel auf der Achse und schlagen quer zur Fahrtrichtung teilweise stark aus. So etwas gibt es bei den Originalen überhaupt nicht. Geradeaus-LaufWie durch den ehemaligen WIKING-Geschäftsführer Herrn Hinkelmann überliefert, wurden bei den Drahtacher-Modellen die Achsen mittels eines Lötklobens erhitzt und damit in den thermoplastischen Kunststoff eingelassen. Um die Position der Achsen und die Eindringtiefe der Achsen in den Kunststoff zu gewährleisten und zu standardisieren, arbeitete man mit Lehren, in die die unfertigen Modelle platziert wurden. Dies gewährleistet, dass Vorder- und Hinterachse parallel für den Geradeaus-Lauf eingebracht wurden und in gleicher Eindringtiefe für gleichmäßigen Bodenkontakt der Räder. Bei den alten Originalen ist sowohl der Geradeaus-Lauf als gleichmäßiger Bodenkontakt perfekt gewährleistet. Der Fälscher hat nun das Problem, ein solche Lehre nicht zu besitzen und wird wohl willkürlich von der Seite Löcher für die Aufnahme der Achsen in die Rohlinge bohren. Das kann auch mal wörtlich schiefgehen: Einige Plagiat-Modelle weisen einen deutlich Links- oder Rechtsdrall auf. Resistenz gegenüber chemischen AgenzienDer im Original verwendete thermoplastische Kunststoff löst sich bekanntermaßen nach Beschickung mit Plastikkleber unwiderruflich an, und geht eine kaum lösbare Verbindung mit damit verklebten Teilen ein. Der Kunststoff ist also gegenüber den im Kleber befindlichen Lösungsmitteln nicht resistent. Die Trennung original verklebter Teile kann kaum ohne erhebliche Spuren erfolgen. Zwecks Prüfung dieser Materialeigenschaft wurde auf den Kunststoff der Plagiate handelsüblicher Plastikklebstoff aufgebracht, um die Reaktion des dort verwendeten Kunststoffes zu überprüfen. Ein Typ 2 - Trecker mit FahrerplagiatEine kleine Überraschung bietet einer der Typ 2 - Trecker. Während hier zumeist ein Original-Fahrer das Gerät steuert, findet sich auf einem Exemplar ein Plagiat, das sehr genau dem nachgegossenen Kutscher entspricht, der HIER beschrieben wurde. Ein besonderes Merkmal: Die Naht läuft beim Plagiat mittig von vorne nach hinten, während beim Original die Naht quer verläuft. Am Kopf hinten gibt es die selbe Formen-Ungenauigkeit, Dish-Face, etc. Auch die Farbe stimmt genau überein. Diese Plagiate stammen höchstwahrscheinlich aus einer Hand. Weitere, nicht zielführende Untersuchungsansätze
Hinweis zur Diagnostik
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Fazit
Wiederum muss sich der gequälte Sammler mit der Frage auseinandersetzen, ob er bei seinen Schätzen im Sammlungsgewölbe nicht von kriminellen Subjekten mit Fälschungen betrogen wurde. Das ist mehr als bedauerlich und schadet dem Sammlermarkt, dem schon lange der Nachwuchs fehlt. Jedes Objekt der Begierde mikroskopisch untersuchen zu müssen und letztlich doch nicht ganz sicher zu sein, trübt die Freude am Hobby ungemein.
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kneule, 30.05.2021